Selbststudium "Wirtschaftspolitik"

Warum ist diese Anleitung zum Selbststudium wichtig?

1 Wirtschaftswissen statt Ideologie ist Pflicht
Es sollte sich niemand mehr darauf berufen können, er dürfe fehlerhafte Ideen zur Wirtschaftspolitik im Internet verbreiten, da es ihm mangels Studium an Fachwissen zur Wirtschaftspolitik und Wirtschaftswissenschaft fehle.

2 Besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig.
Diese Anleitung erfordert keine besonderen Vorkenntnisse. Nun kann jeder im Selbststudium zur Absicherung eines eigenen Meinungsbildes gelangen.

3 Lernen durch Laien sollte sogleich mit Verstehenwollen beginnen.
Die erste Stufe des Instrumentariums ist in den Lehrbüchern für das volle Studium meist am Anfang. Deshalb wird dies bei Selbstlernenden meist überschätzt. Sie meinten, damit würden sie die Grundlagen des Verstehens erwerben. Sie erwerben nur eine Sammlung von recht trivialen Einzelaspekten.
Beispiele: Die Regeln für Angebot und Nachfrage und für Preisbildung, die Definitionen der statistischen Sammelbegriffe der volkswirtschaftlichen Leistung.

4 Zusammenhänge und Wechselwirkungen begreifen.
Die diesem überlagerte höhere Stufe des Verstehens der Zusammenhänge ist, worauf es ankommt. Für Leser mit guter Allgemeinbildung ist diese höhere wichtigere Ebene viel leichter verständlich. Es geht darum, wie das breite Instrumentarium der Zusammenhänge und Wechselwirkungen auf reale Probleme

und Erscheinungsformen angewandt werden kann. Die Gleichzeitigkeit der Berücksichtigung aller wichtigen Aspekte und ihrer Interdependenzen ist das Kernproblem einer guten Wirtschaftspolitik.

5 Rechnen, Mathematik, Statistik: Nur in dienender Nebenrolle.
Der größte Fehler vieler ist, zu glauben, die Lehre von der Volkswirtschaft sei überwiegend eine rechenbare Sache. Ein guter Volkswirt und vor allem ein guter Begreifer von Wirtschaftspolitik ist nur, wer diesem elementaren Grundwissen sodann Einblicke in andere Disziplinen hinzufügt: Soziologie, Psychologie, Wertphilosophie, Soziallehre, Politologie, Institutionenlehre, logische methodische Grundlagen für Statistiken, Staatsrecht, Verfassungsrecht, Grundrechte, Rechtsphilosophie, Wirtschaftsrecht, Unternehmensrecht, Organisationslehre und ähnliches.

6 Optimierung von Wirtschaftspolitik ist kaum "mathematisierbar".
Auf Handeln orientierte Wirtschaftspolitik ist kaum "mathematisierbar", sondern in erster Linie nur "verbalisierbar" im Sinn von "sprachlich behandelbar". Die Komplexität der einfließenden Fakten und Interdependenzen ist zu vielschichtig für modelltechnische Abbildung des Gesamten. Politik kann aber ihrer Definition entsprechend immer nur eine Strategie des Gesamten sein.

7 Der Autodidakt sollte vor allem die Zusammenhänge lernen.
Der Autodidakt der Wirtschaftspolitik sollte also nicht danach streben, nach den Regeln der Ingenieurswissenschaften die Fachbegriffe, Formeln und Ableitungen in den Vordergrund zu stellen. Er hat es viel einfacher, und das muss er in dieser Einfachheit für sich selbst akzeptieren: Er muss sich schwergewichtig um verstehendes Begreifen der gesamten Zusammenhänge bemühen.

8 Nur der hohe Anspruch gibt dem Lernen seinen Reiz.
Das Lernen soll dazu dienen, für etwas zu dienen. Mit besserem Verständnis der Zusammenhänge kann man ab sofort dies oder jenes besser begreifen, was in der Welt geschieht, in ihr auch geschehen sollte oder besser nicht geschehen sollte. Die eigene berufliche Tätigkeit kann für die meisten Aufgabenbereiche rasch das zusätzliche Wissen in Nutzen umsetzen.

Das Problem: Ideologische Anfälligkeit von Meinungen zur Wirtschaftspolitik.

9 Ideologie oder Suchen nach Wahrheit?
Das Internet ist Spiegel geworden für ein schon immer bekanntes Phänomen: Zu Meinungen in Sachen Wirtschaft fühlt sich jeder berufen. Das ist gut in einer Demokratie). Aber die meisten diskutieren in Form eines Nachredens von lobby-geprägten Halbwahrheiten oder Unwahrheiten: Religionsartig eingeprägte Ideologie statt schwierige Suche der der Wahrheit.

10 Beispiel: Kann Erhöhung aller Gehälter die Wirtschaft ankurbeln?
Natürlich ist es taktisch nützlich für Gewerkschaften, zu behaupten, Gehaltserhöhungen würden die Wirtschaft ankurbeln und seien deshalb edel. Natürlich kann es Konstellationen geben, für die dies sogar ein wichtiger Gesichtspunkt ist. Aber für nahezu 100% der gesamtwirtschaftlichen Konstellationen ist es unwahr. Die Frage der optimal "richtigen" Vergütungshöhe ist komplex verzahnt. Wer Einfachst-Zusammenhänge behauptet, irrt immer.

11 Der taktische Nutzen ist Ursache der Unwahrheit.
Der Gehaltsempfänger freut sich natürlich, mit dieser ihm gefallenden Theorie sodann einst am Stammtisch, heute im Internet triumphierender Belehrungen zu verbreiten. Das Versprechen von mehr Geld ist taktisch nützlich, sofern man mehr Wähler und Anhänger und Ansehen gewinnen will. Nur leider, wenn alles plötzlich mehr Geld kostet, haben wir zuallererst mehr Geldentwertung - aber auch einige andere Effekte. Diese können nützlich oder kontraproduktiv sein. "Das kommt immer darauf an...." Hier muss das Denken in Zusammenhängen einsetzen.

12 Das Irren dominiert durch Menge.
Generell gilt: Ideologen- Unfug dominiert mengenmäßig mit wohl oberhalb von 80 % die allgemeine Diskussion. Immerhin sind primitive irrige Einfachstrezepte noch - je nach Wertung - mit vielleicht 30 bis 60 Prozent in Druckmedien anzutreffen.

13 Das Wissen dominiert die realen Entscheide.
Glücklicherweise haben die Irrenden nur wenig Einfluss auf reale Entscheide. In gut organisierten Staaten haben fachlich qualifizierte Personen ein Entscheider-Oligopol.
Dies belegt den Fortbildungsbedarf durch Selbststudium: Sich selber vertraut machen mit den Denkansätzen der Entscheider.