können.
A.2. Vorab: Was dürfen Sie hierzu von Ihrem Wahlkandidaten erwarten?
Für die Bewertung von Kandidaten im Rahmen von vox7.org gilt: Ein Wahlkandidat sollte auf die nachstehenden Details nicht festgelegt werden. Er soll nur akzeptieren, dass Marktwirtschaft im Prinzip auf Egoismus basiert und es im Prinzip so auch darf. Dies kann je nach Marktsegment und Rahmenbedingungen gemeinwohlschädlich werden. Dies ist objektiv belegt und ist wohl allgemein anerkannte herrschende Meinung.
Auch im Prinzip moral-neutrale Fehlentwicklungen können eintreten, beispielsweise Monopole und Kartelle.
Einen Rahmen zu definieren, um Fehlentwicklungen zu hemmen, dies ist hoheitliche Aufgabe des Gesetzgebers. Delegieren auf Unternehmerverbände und Lobbies kann das Problem nur in engen Grenzen lösen. Die Vertreter der Brandstifter sind in Gefahr der Interessenkollision, sofern man sie zur Feuerwehr ernennt.
Wenn Ihr Wahlkandidat etwa diese Sichtweise akzeptiert, so können Sie ihm diesen Punkt ankreuzen. Er darf zu diesem Komplex durchaus Varianten der vorstehenden Sichtweise betonen. Denn wegen der teils polemik-belasteten Definition der Begriffe bestehen
Möglichkeiten von Missverständnissen bereits auf rein sprachlicher Ebene.
A.3.. Was ist "Totalitärer Kapitalismus"?
- Gemeint ist, was in links-extremistischer Terminologie oft angeprangert wird als sogenannter: ,,Neo-Liberalismus'',
- Populärsprachlich ist es leichter auszudrücken: Etwa "Raubtier-Kapitalismus", "Ellbogen- Kapitalismus".
Um von den schwimmenden Begriffen der politischen Polemik Abstand zu halten, wird hier eine neue Wortverbindung verwendet: "totalitärer Kapitalismus".
Dies ist kein Standardausdruck. Es gibt demnach auch keinen einheitlichen fest definierten Gebrauch der Wortverbindung "Totalitärer Kapitalismus".
Die Bedeutung wird hier einfach in der Verbindung der Einzelausdrücke definiert: Ein Kapitalismus, der sich als totalitärer Diktator gebärdet, indem er alle anderen Wertsetzungen und Institutionen als letztlich ihm - seinem Vermögens- und Gewinn- und Machtinteresse - untergeordnet behandelt.
Totalitär waren in diesem Sinn für andere Ansprüche (nicht für Kapitalismus) die Nazi-Herrschaft, Stalins sozialistische Terrorperiode, Chinas sozialistische Kulturrevolution, Kambodscha und andere extreme Diktaturen. Sehr totalitär können aber auch beispielsweise ,,Gottesstaaten'' werden. Totalitäre Ausformungen in diesem Sinn gab es mehrfach in der Geschichte.
Man könnte es auch anders ausdrücken: Für Totalitarismus bedarf es immer eines "Glaubens" in eine "Religion". Damit würde man Sozialismus und Rechtsextremismus ebenfalls der Kategorie "Religion" zuordnen.
Der ideologische Vorwurf von linksextremistischer Ideologie war wohl ausnahmslos, dass Kriterien im Sinn von ,,totalitär'' bereits beim jeweils aktuellen Kapitalismus generell konkretisiert seien. Dieser Vorwurf hält in dieser extremen Form einer kritischen Überprüfung nicht stand. In diesem extremen Sinn war es empirisch gesehen für den Kapitalismus in Rechtsstaaten niemals wahr. Es kann nur darum gehen, inwieweit Teilelemente eines übertrieben ermächtigenden liberalen Kapitalismus konkretisiert wurden oder nicht.
Eine andere Definitionsweise könnte ,,Totalitären Kapitalismus'' stattdessen als einen Kapitalismus begreifen, der einem totalitären Regierungssystem untergeordnet wurde. Beispiel ist die NS-Zeit in Deutschland 1933-1945.
Linguistisch ist das wohl nicht ausreichend sauber konstruiert. Denn in der NS-Zeit hatte der Kapitalismus eben gerade nicht die Eigenschaft, selber ,,totalitär'' und also dominant zu sein. Vielmehr war es ein ,,dem gesellschaftlichen Totalitarismus zum Dienen unterworfener Kapitalismus''.
A.4. Moral gilt für die hypothetische Form des vollendeten ,,totalitären Kapitalismus'' nur als technische Rahmenbedingung,
Moral wäre dann nur zu beachten, soweit Verstöße unter Beachtung der realem Gesetzesanwendung taktisch vorteilhaft unterbleiben sollten.
Kulturelle Werte gelten für diese Extrem-Vision des Kapitalismus allenfalls als Ertragsförderer durch Sponsoring. Dieser Sichtweise in Sachen Kultur sind allerdings schon jetzt viele Unternehmen des realen Kapitalismus bereits recht nahe.
Politiker sind im Sinn dieser Extrem-Vision nur ,,gut'', wenn man sie über halbwegs legalisierte Lobbykonstruktionen letztlich für jeweilige Zwecke benutzen kann, und zwar auch dann, wenn Politiker hierbei wissentlich dem Gemeinwohl schaden.
Kriege gegen deutlich unterlegene Gegner wären im Sinn dieser Extremvision gut, weil dann die Geschäfte besser gehen, jedoch ohne Risiko des Antastens der eigenen Unternehmensexistenz.
Eine vollständige Konkretisierung diese Extremform hat nie bestanden. Sie würde Überdeckung von Mafia-Konzept und Wirtschaft bedeuten, und dies war sicherlich nie generalisiert. Die Extrem-Vision erleichtert aber, zu sichten, bis zu welchem Grade Teile hiervon möglicherweise in einem zu untersuchenden Gemeinwesen konkretisiert wurden.
A.5. ,,Neo-Liberalismus'' darf nicht als andere zulässige Wortwahl anerkannt werden für ,,Ellbogen-Kapitalismus'' beziehungsweise ,,totalitären Kapitalismus''.
Die Bezeichnung ,,Neo-Liberalismus'' kann nicht mehr sinnvoll verwendet werden, weil in den Köpfen von Diskutierenden genau entgegengesetzte Konzepte diesem Ausdruck beigelegt werden. Zu den definitorisch schlecht konturierbaren Begriffen der Wirtschafts- und Sozialwissenschafen gilt sehr häufig und so auch hier: Sofern ein Begriff in stark differierendem definitorischem Umfang zirkuliert, ist er nicht mehr sinnvoll verwendbar für abstrakte Analysen.
Konkret im vorliegenden Fall: Es gibt im historischen Ablauf mehrere grundverschiedene Ausformungen mit der Bezeichnung ,,Neo-Liberalismus''. Dies hat eine ganz einfache Erklärung: ,,Neo-'' bedeutet ja letztlich nichts anderes als die historisch gerade neue und nächste wichtige Variante eines Konzeptes.
Unter anderem gibt es den ,,Neo-Liberalismus'' von 1939, den historisch wohl allerersten ,,Neo-''. Dieser war dazu bestimmt, den totalen Liberalismus sozialer zu machen, und stand der Vision der heutigen Sozialdemokratie durchaus nah. (Ein Ableger davon wurde dann die bundesdeutsche ,,soziale Marktwirtschaft'', bei der auch andere Ideenkonzepte zusätzlich integriert wurden.)
Sehr offensichtlich ist der ,,Neo-Liberalismus'' im Sinn eines ,,totalitären Liberalismus'' damit unvereinbar und ist ferner unterschwellig eine wirtschaftsfeindliche Vision. Hat man dies erkannt, so reduziert sich viele streitige Diskussion über die Vertretbarkeit von ,,Neo-Liberalismus'' auf ein entsprechendes definitorisches Missverständnis. Man umgeht dies Problem am besten, indem man den Begriff ,,Neo-Liberalismus'' überhaupt nicht verwendet. Wenn andere ihn verwenden, so muss man darauf bestehen, dass diese eine Definition liefern, was sie wohl damit meinen mögen.
B.. Die ,,Heuschrecken'' der Wirtschaft? |
§ 130 des Strafgesetzbuchs: Volksverhetzung: (Auszug:)
,,Wer... zum Haß gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt oder ... die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft...''
Ziemlich alle Wirtschaft kommt durch Egoismus. Staatsaufgabe ist, ihn zu begrenzen.
Hat die Politik diese Pflicht versäumt oder frühere Einschränkungen aufgehoben, so darf sie Polemik in erster Linie gegen sich selbst, also die Politiker, ausrichten. Dass eine polemische Verwendung von ,,Heuschrecke'' bereits Volksverhetzung sei, wird hier weder erörtert noch behauptet. Jedoch wehre man den Anfängen.
Alle Aussagen des vorstehenden Textes sind nicht als Meinung zu interpretieren. Sie wurden als objektiv und wissenschaftlich verankert vorgetragen. Es ist neutrale fachliche politische Analyse, nicht einseitige Meinungsverbreitung.
Der Text zu diesem Thema könnte endlos verlängert werden. Es gibt zu diesem Theme mehr als 100 000 Bücher. Der Text wurde beschränkt auf eine Klarstellung des Unterschiedes zwischen schädlichem und nicht schädlichem Kapitalismus. Denn dieser Grenzziehung ist ausschlaggebend für die Beurteilung von Wahlkandidaten gemäß: vox7.org/v
Eine eindeutige Aufhebung der Schadensrisiken von Kapitalismus ist Teil des Konzeptes der ,,Sozialen Marktwirtschaft'': Die dynamischen Kräfte des Marktes, des Eigentums und des Egoismus sollen zwar genutzt werden, um vermehrten Wohlstand zu erzeugen. Aber es soll institutionelle Regulierung erfolgen, soweit nötig zur Verhinderung von schädlichen Auswirkungen. - Es ist vorherrschende Meinung der Wissenschaft, dass der Mangel an komplexer Regulierung die ausschlaggebende Ursache der Weltfinanzkrise 2007...2011 war.
C.. Ist überzogener Kapitalismus die Ursache der Weltfinanzkrise 2007...2011? |
C.1. Für den deutschen Teil der Krise um 2007 lässt sich das Ursachenbündel aus vorherrschender Meinung etwa wie folgt umreißen:
- Abschaffung (1990...2005) von Finanzmarkt- Schutzregelungen aus der Zeit der Sozialen Marktwirtschaft. Hierdurch erfolgten hohe Schäden bei einigen wenigen, aber wesentlichen Banken. Diese könnten das Problem überwiegend ohne Geld vom Steuerzahler lösen und benötigen überwiegend nur bestimmte Übergangsregelungen.
- Wegen des Auslaufens der Landesbank- Privilegien erfolgte um 2005 in Torschluss- Strategie die Anhäufung von Verschuldungsliquidität in Landesbanken (Größenordnung 100 bis 200 Milliarden Euro). Diese wurde wesentlich verwendet für International- Investment mit falscher Qualitätseinstufung. Die fehlende Eignung von Politikern zur Führung von Bankgeschäften ist hier die Kausalität. Die Verlustsumme könnte etwa 100 Milliarden Euro erreichen, könnte damit etwa ein Drittel des Bundeshaushalts erreichen und geht - über verschiedene Wege verteilt - zu Lasten des Steuerzahlers.
- Wegen Aushöhlung der Rentensicherheit durch politisch basierte Ursachen wurden Bürger gedrängt, für Eigenvorsorge selber Geldanlage- Entscheide zu tätigen. Dafür kann der Normalbürger nicht das Wissen haben. Folge: Die sehr sichtbaren aber letztlich niedrigen Lehman- und Kaupthing- Verluste; vor allem aber gewaltige Verluste bei Börsenanlagen (Aktien) und beim Fondsparen durch Abwesenheit von Fachkunde.
- Wegen fundamentaler Politikprobleme besteht eine zu rasche Form der Deindustrialisierung mit der Folge von wesentlicher Arbeitslosigkeit. Das hierdurch nötige Umverteilungssystem schafft Staatsüberschuldung. Beide Effekte verschärfen sich in der Krise.
C.2. Nichts vom Vorstehenden belegt eine Krisenkausalität durch die abstrakten Institute wie ,,Liberalismus'' oder ,,Kapitalismus'' oder ,,Ausbeutung'' oder ,,Missbrauch von Eigentum''. Diese Krise wird nach wohl vorherrschender Meinung der wissenschaftlich geschulten Kritiker als eine Sammelfolge von in Jahrzehnten aufgelaufenen Politikmängeln zu interpretieren sein.
Es ist vielmehr ausgerechnet der Staatsbanken- Sektor, der derart gründlich versagt hat, dass es dem Steuerzahler sehr weh tun muss. - Viele Internet-Seiten über Krisenanalyse zeigt dies Menü:
»
Finanzkrise /_MENÜ_ (MC:) EYA-MENU-DE
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Natürlich befreit dieser Befund nicht von der Aufgabe des ständigen Überdenkens der Grundkonzepte unseres Systems. Ständig muss überlegt werden, ob es bessere Welten geben könnte als die Welt, die wir haben. Nur darf dies nach diesem Befund nicht auf der Krisenerfahrung basieren. Genau diese ist genau dafür ungeeignet.
Denn die zuvor dargelegten Fehler - Endwirkung Großkrise - erfolgten, wie eine historische Faktenanalyse belegt, vorwiegend im Rahmen von sozialdemokratisch dominierter Politik. Aber letztlich war es parteienübergreifend, auch unter Einbezug von CSU und CDU, aber durchaus auch im politischen Spektrum ,,sozial orientiert'' verankert, ebenso bei den Grünen. Man kann einem wesentlichen Teil der mit-kausalen Personen nicht vorwerfen, einen übertriebenen Kapitalismus oder Liberalismus fördern zu wollen. Es ist ausgerechnet die FDP, deren Programm entgegen stand, wie eine Analyse der Programmpunkte der letzten 10 Jahre vor der Großkrise erweist.
C.3. Résumé: Eine Polemik zu Kapitalimus und Liberalismus ist nicht geboten. Ständige verantwortungsbewusste Suche nach besseren Formen der Gesellschaft statt der vorhandenen ist dahingegen Aufgabe aller. Dieses Anliegen ist komplexes Dauerthema der Wissenschaft - seit Jahrhunderten, seit zwei bis drei Jahrtausenden. Diese Aufgabe ist in ihrer fundamentalen Komplexität für einfache Schlagwörter und Schlagworte ungeeignet.
Kernfrage in heutiger Zeit muss sein: Wollen wir weiterhin verstärkend eine Gesellschaft von Bürgern, die ,,eigenbewegt'' ihr Leben und Handeln wählen? Oder eine Gesellschaft, deren Bürger ,,fremdbewegt'' vom Staat ihre Ausbildungen, Arbeitsplätze und Freizeitgestaltungen definiert erhalten - etwa wie in der DDR oder wie bei ALG2?
Konzepte der Gleichheit sind konzipierbar und müssen keineswegs zwangsläufig Gewaltdiktaturen sein. Sie sind aber in zwangsläufiger Logik nach bisheriger vorherrschender Meinung Systeme der ,,Fremdbewegung''. Diejenigen, die in ,,eigenbewegter'' Form für die Herbeiführung solcher Systeme publizieren, wären möglicherweise unter den ersten, denen nach Systemeinrichtung das Publizieren untersagt werden würde. Da wäre also eines der vielen Probleme, die auf den ersten Blick nach unlösbarer ,,Quadratur des Kreises'' aussehen. Vielleicht gibt es Lösungen. Nach heutiger vorherrschender Meinung gibt es aber sicherlich keine einfachen Lösungen.
Ein Sonderproblem ist die ökonomisch- innovative Ineffizienz von zentral gesteuerten Systemen, der in der Soziologie erörterte Einfrier-Effekt des status quo. Selbst wenn solche Staaten sehr schön in Gleichmaß vor sich hin existieren könnten, sie werden es nicht allzu lange tun, wenn im Staatenumfeld andere Systeme das Doppelte an Wohlstand bewirken. Das Beispiel Bundesrepublik / DDR 1989 zeigt den kriegsfreien Sogeffekt das Wohlstandsstaates gegenüber einem System des gleichmäßig verteilten Wohlstandsmangels.
Dies zeigt: Wir müssen immer erst sehr grundlegend nachdenken, bevor wir sprechen. Wissenschaftlich fundierte Wahrheiten sind zu suchen. Polemik ist zu leicht. Nur Wahrheit erzwingt Anwendung von Intelligenz.